Rektusdiastase
Die Therapie einer Rektusdiastase beruht auf einer guten Körperwahrnehmung und einer sanften Kräftigung der Bauchwand.
Die Rektusdiastase betrifft viele Menschen nach Geburten und bei Bindegewebsschwäche und wird nach unserer Erfahrung viel zu wenig beachtet. Meist ist diese Form des Kraftdefizits der Bauchmitte gut zu behandeln. Viele Folgeerscheinungen wie Rückenschmerzen oder Bewegungseinschränkungen können durch ein geführtes Training verhindert werden. Der Weg kann oft lange sein, aber er ist viel weniger steinig als man glaubt. Die meisten Übungen sind sehr sanft, brauchen jedoch eine gute Körperwahrnehmung und eine regelmäßige Anleitung einer fachspezifisch ausgebildeten Therapeutin.
Haben Sie eine Rektusdiastase festgestellt oder sind sich nicht sicher, ob eine vorliegt, befunden und beraten wir Sie gerne. Wir begleiten Sie auf Ihrem Weg zurück zu einem starken und formschönen Bauch. Einige weitere Informationen möchten wir Ihnen schon hier geben:
Was ist eine Rektusdiastase?
Bei der Rektusdiastase handelt es sich um ein seitliches Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln in der vorderen Bauchwand. Eine mehr oder weniger sichtbare Spaltbildung kann im Bereich des Nabels entstehen. Durch eine eingeschränkte Funktion der Bauchmuskulatur entsteht eine Schwäche im Bauch und im Rumpfbereich. Der Bauch kann größer erscheinen und es können Schmerzen im Bereich der Rektusdiastase, der Wirbelsäule oder des Kreuz-Darmbeingelenkes entstehen.
Wie entsteht eine Rektusdiastase?
Eine Rektusdiastase entsteht durch die Erschlaffung und Ausdehnung des Bindegewebes mittig zwischen den Bauchmuskeln. Eine Schwangerschaft, die Alterung des Bindegewebes oder Übergewicht begünstigen die Entstehung einer Rektusdiastase. Vor allem im letzten Trimester einer Schwangerschaft wird durch eine verstärkte Ausschüttung des Hormons Relaxin, welches die Gebärmutter und deren Halteapparat entspannt, eine Erschlaffung des Bindegewebes begünstigt. Ein Auseinanderweichen der Bauchmuskulatur in der Schwangerschaft entsteht daher durch einen geringeren Bindegewebshalt und die Größenzunahme des Bauches. Nach der Schwangerschaft geht die Rektusdiastase meist in den ersten Wochen und Monaten wieder zurück, kann jedoch auch bestehen bleiben.
Wie erkennt man eine Rektusdiastase?
Die Rektusdiastase zeigt sich meistens durch eine Wölbung in der mittleren Körperlinie, insbesondere an der Stelle, an der die Muskelköpfe der geraden Bauchmuskeln am weitesten auseinanderstehen. Dies findet sich rund um den Bauchnabel und darüber. Die am stärksten sichtbaren Veränderungen treten bei der Anspannung der Bauchdecke (z.B. beim Anheben des Kopfes im Liegen oder beim Aufstehen aus dem Bett) auf. Dabei wird entlang der Mittellinie des Bauches eine kegelförmige Wölbung sichtbar. Es kann auch eine deutliche Vertiefung der Bauchmitte beim Liegen auf dem Rücken auftreten. In diesem Bereich können die inneren Organe direkt unter der Haut tastbar oder die Darmbewegungen sichtbar werden.
Insgesamt erscheint der Bauch bei einer Rektusdiastase größer, da die Kraft in der Bauchwand fehlt. Oft haben Frauen nach der Schwangerschaft das Gefühl, dass der Bauch noch wie im fünften Monat der Schwangerschaft aussieht.
Auch die Schwäche des Bauches und des Rumpfes kann beim Aufsetzen, Heben, Tragen oder bei der Sportausübung auffallen.
Welche Beschwerden macht eine Rektusdiastase?
- Schmerzen im Bereich der Bauchdecke
- Schmerzen des Kreuzbeins oder des Kreuz-Darmbeingelenkes
- Rückenschmerzen oder Kreuzschmerzen
- Kraftverlust des Rumpfes
- Beckenbeschwerden: Inkontinenz oder Absenkung der Organe
- Last but not least leiden Betroffene oft unter der Optik: gewölbter Bauch (ähnlich wie in der Schwangerschaft), der trotz Sport und Abnehmen nicht kleiner wird und/oder hervorstehender Bauchnabel oder Wölbung entlang der mittleren Körperlinie
Welche Risikofaktoren gibt es?
- Schnelle Gewichtszunahme
- Übergewicht
- Schwangerschaft
- Schwäche der Bauchmuskulatur (oberflächliche und tiefe Muskelschichten)
- Zu intensives Bauchmuskeltraining
- Falsche Übungstechnik
- Zu stark trainierte unflexible Bauchmuskeln
- Übermäßige Bauchpresse beim Heben von großen Lasten
- Schwere körperliche Arbeit
- Schlechte Körperhaltung
- Genetische Vorbelastung
- Alter
Welche Risikofaktoren gibt es während / nach einer Schwangerschaft?
- Mehrlingsschwangerschaft
- Zahlreiche Schwangerschaften
- Alter von über 35 Jahren während der Schwangerschaft
- Lage des Kindes in der Gebärmutter, die zu einer starken Vorwölbung des Bauchs führt
- Hohes Geburtsgewicht des Kindes
- Polyhydramnion (zu große Fruchtwassermenge)
- Verlängerte Geburtsdauer – langes/intensives Pressen
- Überlastung nach der Schwangerschaft – zu schnelle Wiederaufnahme schwerer Tätigkeiten im Haushalt, z.B. Tragen des Kinderwagens, Tragen des Babys im Kindersitz, zu intensiver Sport ohne vorherige Vorbereitung des Organismus
Was sollte bei einer Rektusdiastase vermieden werden?
- Tragen von Lasten (Babys sollten nahe am Körper getragen werden, wie z.B. in Tragetüchern o.ä., nicht jedoch in Autositzen)
- Bauchgurte
- enge Unterwäsche und Kleidung
- Übungen mit Anspannung der geraden Bauchmuskulatur (klassische Sit-Ups,…)
- Trainingseinheiten mit Bauchpresse (Gewichtheben,…)
- Übungen im Vierfüßerstand ohne genaue Anleitung
- Sport (Ein langsamer geführter Einstieg in die sportliche Betätigung ist notwendig.)
Wie sieht die physiotherapeutische Behandlung aus?
Die Therapie muss immer individuell an Ihre Bedürfnisse und den Zustand der Bauchmuskulatur angepasst werden. Vor Therapiebeginn muss das Ausmaß der Schwäche bzw. Dysfunktion der Bauchmuskulatur eruiert und beurteilt werden. Um eine entsprechende Therapie zu beginnen, müssen der Ausgangsbefund und das Therapieziel klar definiert sein. Wir legen besonders großen Wert auf die Aufklärung und Beratung jeder unserer PatientInnen vor und während der Therapie.
Bei der Physiotherapie stehen zunächst die Atmung, die Körperwahrnehmung und die Korrektur der Körperhaltung im Mittelpunkt. Anschließend wird der quer verlaufende Bauchmuskel aktiviert und trainiert und wir konzentrieren uns auf die Beckenbodenmuskulatur sowie auf die tiefen und schrägen Bauchmuskeln. Der Übungsaufbau erfolgt Schritt für Schritt, da es schnell zu einer Überlastung der Bauchwand und zu einer Verstärkung der Rektusdiastase kommen kann. Ein Heimübungsprogramm mit langsamer und kontrollierter Steigerung bekommen Sie von uns individuell zusammengestellt.
Falls es Ihnen schwer fällt, die einzelnen Bauchmuskeln anzuspannen, kann eine Ultraschallkontrolle während der Physiotherapie erfolgen. Hierbei kann Ihnen unsere Physiotherapeutin, Paulina Haller, wie bei einem Biofeedback Ihre Muskulatur in Bewegung zeigen und die Ansteuerung der entsprechenden Muskulatur gemeinsam mit Ihnen erarbeiten.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Wenn Sie Schmerzen im Bereich der Rektusdiastase haben, falls eine deutliche Abflachung der Bauchmitte im Liegen auftritt, der Nabel hervortritt oder Organe zu tasten sind, sollte ein Arzt konsultiert werden. Sie können zu einer frauenärztlichen/gynäkologischen Untersuchung gehen oder zu unserer Fachärztin für Physikalische Medizin, Dr. Valerie Gartner. In unklaren Fällen sollte eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, um das Ausmaß der Rectusdiastase zu messen und eine Nabelhernie (Nabelbruch) auszuschließen. Eine umfassende Ultraschalldiagnostik kann von unserem Facharzt für Radiologie, Dr. Hannes Platzgummer, durchgeführt werden.
Welche zusätzlichen Maßnahmen können helfen?
- Zur Intensivierung der Kräftigung der tiefen Bauchmuskulatur ist eine Muskelstimulation mit einem pulsierendes Magnetfeld möglich.
- Bei Schmerzen kann eine Massage oder eine Craniosacral-Therapie helfen.
- Eine hohe Faszienspannung im Bereich des Rückens, der Flanke oder im Bauchraum kann das Auseinanderweichen der Muskelbäuche verstärken. Eine begleitende viszerale Osteopathie oder Manualtherapie kann in diesen Fällen sehr hilfreich sein.
- Nach einem Kaiserschnitt, einem Dammriss oder einer Operation kann eine Narbentherapie schmerzhafte Narbenzüge und Verwachsungen lösen.
- Eine diätologische Beratung kann bei einer Gewichtszunahme oder bei Darmproblemen die Therapie unterstützen.
Terminvereinbarung
Bei Kinemedic erhalten Sie eine Rundumbetreuung von erfahrenen Ärzten und Physiotherapeuten. Zur Abklärung, Beratung und Therapieplanung vereinbaren Sie einen Termin bei unserer Fachärztin, Dr. Valerie Gartner. Auch ein Ersttermin bei unserer spezialisierten Physiotherapeutin, Paulina Haller, ist möglich. Bei unklaren Beschwerden oder dem Verdacht eines Nabelbruches empfehlen wir eine Ultraschalluntersuchung in einem radiologischen Institut oder bei unserem Radiologen, Dr. Hannes Platzgummer. Gerne helfen wir Ihnen telefonisch bei der Terminvereinbarung.
Wir freuen uns, Sie auf Ihrem Weg zu einer starken Mitte begleiten zu dürfen.